Kreistagssitzung am 12.12.2011

Rede zur Entschließung

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir haben ihnen heute eine Entschließung vorgelegt und bitten Sie, diese zu unterstützen.

Über alle politischen Ansichten hinweg, bitten wir um ein Signal.

An wen?

An alle Bürger im Kreis. An alle, die - was geschehen ist - nicht fassen können, denen bisher die Vorstellungskraft gefehlt hat, wozu die braunen Mörder fähig sind.

Vor allem aber, senden wir ein Signal an unsere Bürgerinnen und Bürger ausländischer Herkunft.

Wir sagen Ihnen, dass uns unendlich leid tut, was geschehen ist. Dass wir entsetzt sind darüber, was Deutsche im rassistischen Wahn Menschen ausländischer Herkunft angetan haben. Und wir sagen Ihnen, dass wir ein Klima der Abwertung und Missachtung nicht mehr dulden werden.
Jede und jeder Einzelne im Kreisparlament wird in Zukunft darauf achten, allen Äußerungen und Wertungen von Menschen, die lediglich in ihrer Herkunft begründet sind, sofort zu entgegem zu treten.
Das bedeutungsvolle Wort „Ausländer“, seine Betonung und Anwendung, sein negativer Gehalt ist der Auslöser für die negative Grundhaltung die schon Kinder übernehmen. Damit wachsen sie auf. Das bildet das Grundmuster ihres Verhaltens wenn sie erwachsen werden!

Hier sind die Wurzeln der antitoleranten Einsortierung der Menschen.

„Wo kommst du her?“ diese impertinente Frage gilt nicht für „wo lebst du?“
Nein sie gilt den Menschen, schon den Jüngsten aus der dritten Generation der hier Eingewanderten und bedeutet: „Du siehst nicht wirklich deutsch aus!“ „In welche Schublade kann ich dich stecken?“

Nicht die Person ist wirklich interessant, sondern wo der Urgroßvater geboren ist. Die Frage ist nicht „wo wohnst du?“ „Bist du zufrieden mit deiner Umgebung?“
sondern: „Du hast was ausländisches!“.

Meine Damen und Herren,

es gibt eine Floskel, die heißt : Der Mensch steht im Mittelpunkt!. Das ist sehr häufig nicht der Fall. Die Menschen, die hier eingewandert sind, waren nicht gerufen weil sie Menschen, sondern weil sie Arbeitskräfte waren. Ihr Anwesenheit war ökonomisch erwünscht. Von Unternehmen die sie für ihre Profitschöpfung brauchten.

Und diese Wertung scheint sich in den Köpfen festgesetzt zu haben. Sie sind solange von Wert ,solange sie an der Profitschöpfung teilnehmen. Dies betrifft übrigens nicht nur Eingewanderte, alle Arbeitslose und Hilfeempfänger werden in ihrem Wert so taxiert.

das darf nicht sein.

Ein Mensch ist von Wert, weil er da ist! Allein durch diese Tatsache ist er zu schätzen und hat das Recht auf ein gutes Leben. Und er hat ein Recht, von den Anderen so gesehen zu werden.

Lassen sie uns an dieser Grundhaltung arbeiten, damit sie unsere Handlungen und die aller Menschen im Kreis bestimmt.

Sicher werden nicht alle Menschen im Kreis so denken und handeln. Aber je größer die Mehrheit, je isolierter die Rassisten, um so lebenswerter wird das Leben hier sein.

Lassen sie uns daran arbeiten.
Wir sind es unseren Bürgerinnen und Bürgern schuldig.
Allen.

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