Deutschland ABER NORMAL ist die neue Parole der AfD.

Nur, was bedeutet dieses Normal?

Ein zurück in das Menschen-, Familien- und Gesellschaftsbild eines FRÜHER, wo es noch NORMAL war, dass der doofe Onkel vom Krieg schwärmte,

als in der in verrauchten Dorfkneipen noch GESAGT werden durfte, was MAN DOCH WOHL NOCH SAGEN DARF und Witze über Minderheiten gemacht wurden, die man so selbstverständlich erniedrigen durfte, dass es angeblich NICHT BÖSE GEMEINT WAR.

… und Kinder noch von ihren Eltern geschlagen wurden.

Mir will sich kein anderes Bild auftun, wenn ich mir diese NORMAL vorzustellen versuche, das die AfD propagiert.

Deutsch statt Gender plärrt es von den Plakaten. Gemeint ist natürlich nicht die deutsche Sprache. Gemeint ist mit dieser „Sprachkritik“ etwas anderes: NORMAL sind WIR, alles andere ist ABNORMAL und soll weg.

Denn wer ist dieses WIR, das alle, die nicht ZU UNS gehören, AUSSCHLIESST?

Und wäre die AfD nur der hirnlose Spießer, der doofe Onkel, der vor sich hin pöbelt, man könnte ihn sicherlich tolerieren.

Aber:

Das Verhalten der AfD in den Parlamenten und draußen, ihr lebhafter Austausch mit noch rechtsextremistischeren Kreisen zeigt klar:

Mit Demokratie haben diese Herrschaften nichts am Hut.

„Wir werden sie jagen“, sagte Gauland gleich nach der Wahl vor vier Jahren, und die Botschaft ist klar.

Da können sie noch so viel Kreide fressen. Man pöbelt und zetert und regt sich auf. Man droht und lässt regelmäßig rassistische Sprüche los, JENSEITS des SAGBAREN, um sich dann grinsend zu DISTANZIEREN. Gemeint ist: DAS WIRD MAN JA WOHL NOCH SAGEN DÜRFEN.

NEIN, DARF MAN NICHT!

Die NORMALITÄT, die diese Partei anstrebt, ist die Normalität beispielsweise eines Jair Bolsonaro. Nicht zufällig suchen Kader der AfD derzeit zunehmend den Schulterschluss nach Brasilien und mit seiner rechtsextremen Regierung.

In Bolsonaros Brasilien herrscht derzeit die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, mehr als eine halbe Million Menschen sind am Coronavirus gestorben, und der rechtsextreme Präsident steht an der Spitze der Leugner und bereichert sich selbst an der Beschaffung von Impfstoff. Gewalt gegen Minderheiten und Arme, Gewalt gegen Frauen, Umweltzerstörung im industriellen Maßstab und Korruption – so sieht eine Regierung aus, wie die AfD so bewundert. Auch das scheint die Normalität zu sein, die sie meinen.

In Deutschland stagniert die AfD zum glücklicherweise 10, 12 Prozent der Wahlstimmen. Das klingt beruhigend. Ist es aber nicht.

Es gab einmal in Deutschland eine Art demokratischen Konsens: Man kann über alles streiten, man kann unterschiedlicher Meinung sein. Aber Menschenrecht steht nicht zur Disposition. Die Freiheit darf niemals infrage gestellt werden. Die Würde des Menschen …

Wer an die Stelle dieser Werte eine angebliche NORMALITÄT stellt - und damit andere aus dieser NORMALITÄT ausschließt – stellt sich außerhalb dieses Konsenses. Und, seien wir ehrlich: Jeden Tag, jede Stunde im Bundestag, in den Parlamenten, zeigt die AfD, dass sie nicht mitspielen will in dem demokratischen Konsens und an seiner Abschaffung arbeitet.

Viele Reden von Höcke bis Gauland sind der Beweis dafür - von den Typen, die man inzwischen pro forma ausgeschlossen hat, weil sie gar zu deutlich nach NAZI klangen, ganz zu schweigen.

Und bald bekommt die AfD ihre eigene Parteistiftung und damit noch mehr Geld vom Staat, den sie so sehr bekämpft.

Wir wissen, dass „die Politik“ wenig dagegen tut, auch weil manche in „konservativen“ Parteien mal heimlich, mal ziemlich offen in der AfD Koalitionspartner sehen.

*

Als Spießbürger, der ich ja auch bin, will ich aber auch SAGEN DÜRFEN: Ich finde es nicht NORMAL, und ich will es nicht hinnehmen, dass die AfD und ihre Leute meinen Nachbarn, meine Nachbarin beleidigen und belästigen. Ich finde Homosexuellenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit nicht NORMAL. Ich will nicht, dass ihr mich beleidigt, will nicht, dass rechtsextreme Rassisten in weiten Teilen der Bevölkerung Angst und Schrecken verbreiten.

Das GEHÖRT SICH NICHT. Ich will, dass die AfD uns in Ruhe lässt. Eigentlich will ich, dass sie verschwindet.

Genau deswegen muss es für uns heißen: Keinen Millimeter nach rechts! Aufpassen, wo immer die Nazis (pardon: rechtsextreme) in die Behörden, Parlamente und Institutionen drängen. Keinen Meter, keine Straße, keine Stadthalle den Rechtsextremen! Die Normalität, die sie anstreben, darf niemals normal werden.

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„Ei Gude Wie,

mein Name ist Sebastian Orth, ich bin Mitglied der LINKEN, tätig im Rettungsdienst und bekennender Antifaschist.

Dass die AfD Meisterin bei der Verbiegung von Fakten und Wahrheiten ist, sollte uns allen bekannt sein. So existieren Klimawandel und Corona nicht, Fakten und Meinungen sind im Grunde dasselbe und natürlich hat die Partei immer recht. In der neuen Rechten ist das so wie vor 80 Jahren auch.

Ich habe in einem Anflug geistiger Umnachtung letztens mal begonnen, widersprüchliche Aussagen der AfD zu vergleichen, um zu erproben, ob ich dieselben mental-gymnastischen Fähigkeiten habe, wie ein durchschnittlicher AfD-Politiker. Dabei wollte ich herausfinden, ob ich in der Lage bin, Tatsachen ebenso zu verbiegen wie meine Lieblingsfaschos in Blau.

So twitterte Frau Weidel am 12 März vergangenen Jahres, wir erinnern uns, das war der Beginn der Pandemie, dass Dänemark, Tschechien, Italien und weitere EU-Länder das öffentliche Leben eingestellt haben und nur in Deutschland der Virus die Möglichkeit hat, sich ungehindert auszubreiten. „Das wird fatale Folgen haben“ schloss sie ab. Schon am 30. April desselben Jahres, also knapp einen Monat später, hatte dieser Tweet seine Gültigkeit schon wieder verloren. „Die Wirtschaft sei sofort hochzufahren, die Gastronomie solle bitte noch vor dem Wochenende öffnen“ Frau Weidel hat nämlich keine Lust selbst zu kochen. Führende Epidemiologen der AfD schlagen also Schrödingers Lockdown vor. Dasselbe haben wir auch bei den Grenzen. Wieder im März `20 lässt sich eine Gruppe AfD-Lokalpolitiker auf dem Marktplatz von Schwerin mit folgendem Transparent ablichten: „AfD Waren: Wir wollen Leben! Tourismus Tot – MV Tot – Landesgrenzen öffnen Sofort!“. Auch hier fordert die AfD also die geschlossene geöffnete Grenze.

Oder vor beinahe nunmehr zwei Jahren, die Anschläge von Hanau. Keine zwanzig Minuten nach dem Ende der Terrorserie twittert der AfD Parteiaccount, dass das Manifest des Mörders keinerlei Schnittpunkte mit der Politik der AfD habe und dass solch furchtbare Gewalttaten gefälligst nicht politisch instrumentalisiert werden sollen. Noch eine halbe Stunde später twittert derselbe Account, ich zitiere wörtlich: „Ist das wirklich noch das 2017 von der Merkel-CDU beschworene Deutschland in dem wir gut und gerne Leben?“ als Antwort auf den Tweet eines Sympathisanten „Deutschland auf dem Weg zum Multikulti Drecksloch“. Wenn die AfD sowas macht, nennt sie das „endlich mal Klartext reden!“ – mittels rhetorischer und suggestiver Fragen, plakative Falschaussagen und ganz viel seltsam hinkenden Relativierungen. Aber endlich sagt es mal jemand, wie es ist! Das wird man ja noch sagen dürfen!

Ebenfalls Thema Hanau: Gauland sagt wortwörtlich „Insofern bin ich vorsichtig mit dem Begriff Terror“. Interessant: Zu diesem Zeitpunkt wurde seit 2015 auf der AfD Homepage das Wort Terror 156 mal im linken-, 2 mal im Islamischen- und 19 mal im rassistischen- Kontext verwendet (wohlgemerkt keinmal im rechten Kontext).

Naja, aber der linke Terror ist doch derselbe wie der Rechte. Ich hätte ja zum Verdeutlichen Gerne mein Hufeisen mitgebracht, allerdings habe ich das nicht mehr finden können.

Die beste Kür liefert aber meistens Uwe Junge ab:

So heißt es zu Hanau „der irre Täter litt an einer paranoiden Psychose. Hatte mit Rechts oder der AfD überhaupt nichts zu tun“ aber zu Würzburg „Ich bin es Leid wenn die Psycho-Karte gespielt wird, weil sie nur gespielt wird um jene, die Mitverantwortung für die Mordtat tragen, aus genau dieser Verantwortung zu nehmen. Pure Heuchelei, wenn Verursacher die Folgen Ihrer Politik bedauern.“ Immerhin gut zu wissen, dass der Kamerad Junge so kurz davor war sich selbst zuzuhören. So kurz. Mit Hut.

Oder zu einem Artikel der Welt mit der Überschrift „Korruptionsaffäre trifft CDU-Wahlkämpfer wie ein Faustschlag ins Gesicht“ lässt Junge verlauten „Sind jetzt alle CDUler korrupt, so wie wir AfDler alle Nazis sind?“.

Er ist wirklich soooo nah dran.

Glücklicherweise begrenzt Twitter seine Textbeiträge bekanntlich auf knapp unter 300 Zeichen, sonst dürfte ich bei den Aussagen der AfD nicht mehr über mentale Gymnastik sprechen, sondern müsste es mentales Bodenturnen nennen, da wir uns dann wahrscheinlich in einem Textbeitrag der Affen für D-Mark so oft im Kreis drehen, dass wir neue Rückwärtssalto Weltrekorde aufstellen würden. Vielleicht wird es mal Zeit für eine Faktenverdreherolympiade. Ich persönlich schlage ja den Maxim-Gorki-Park als Austragungsort vor.

Vielen Dank!

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